Dankpsalm
Gelobt seist du, Herr und Freund in meinen vier Wänden./
Du erkennst meine Tiefen und lächelst mir zu.
Dank sei dir, Herr und Begleiter auf all meinen Wegen./
Du schützt mich und führst mich, auch wenn ich strauchle.
Ich feiere dich inmitten der Menschen.
Sie bedrängen mich manchmal und sind ein andermal hilfreich./
Du aber bist immer mein Halt, meine Mitte.
Sei mir nahe, du Lieber, wenn meine Sehnsucht keinen Widerhall findet.
Tröste mich, Heiland, wenn mein Lieben das Du nicht erreicht./
Denn du bist die Liebe, in der unsere Zuneigung fließt,
wie Tropfen im lebendigen Wasser.
Juble mit uns, Meister und König, wenn wir dich ehren
als Gemeinschaft, als Einheit./
Du bist der Eine, der Wahre, der Gute.
Auf dich hoffen wir, in dir ruhen wir, zu dir kehren wir heim.
Gelobt seist du, Herr und Freund in meinem Herzen./
Du erkennst mich von Anbeginn an und ruftst mich
und liebst mich innig vertraut.
Leben
Ich schaue dich an von oben bis unten.
Meine Freude, dich zu sehen, ist gleich groß seit Jahr und Tag.
Ich betrachte dich von unten bis oben.
Alles zieht mich noch genauso an,
genauso wie zu Beginn meiner Entdeckung.
Dass du mein Stern bist, habe ich entdeckt.
Mein Ruhepol bist du,
die Quelle meiner Freude.
Ich blicke dich an.
Du schaust mich an.
Alles in mir tanzt dir entgegen.
Alles in mir klopft bei dir an.
Du stehst unter der Kuppel aus Glas und rührst dich nicht.
Nur dein Blick sagt mir:
„Ich bin da und lebe.“
Allein
Wie hübsch deine Fassade dasteht,
ein Bild ohne Makel.
Fenster, Türen, hübsch bemalt,
wie aufgemalt der Eingang; eine Attrappe.
So kann ich nicht herein zu dir.
Ich stehe vor der Kulisse und weiß,
dahinter pulsiert dein Leben im Verborgenen,
allein.
Wie hübsch dein Lächeln mich begrüßt,
ein Antlitz ohne Makel.
Freundlichkeit und Wohlwollen erblicke ich.
Ich komme dir näher und stoße an die unsichtbare Wand,
die dich beschützt.
So kann ich dir nicht wirklich begegnen.
Ich stehe vor dir und weiß um die Liebe in deinem Herzen,
wie sie pulsiert und dich verglüht von innen,
so allein.
Wie hübsch du bist, du Lieber,
wie fern und wie allein.
Im Zauberwald
Wach geküsst
Den Prinzen wollte ich wachküssen.
Er schlief im gläsernen Sarg
und war schön.
Der Sarg war sein Schutz,
mein Kuss drang nicht durch.
Den Deckel hob ich an,
da setzte sich ein hübscher Vogel auf seine Brust
und zwitscherte den Prinzen wach.
Er glaubte an Engelsmusik und folgte dem Vogel.
Indessen wanderte ich im Schloss umher
und suchte MICH und suchte Frieden.
Ein mächtiger König saß auf dem Thron und schlief
und war schön.
Ehrfurcht gebietend schien mir der König.
Ich näherte mich und lauschte seinen Träumen.
Es waren Träume der Treue, des Edelmutes,
Träume der Sehnsucht und Einsamkeit.
Meine Lippen fanden die seinen.
Seine Lippen fanden die meinen.
Da erwachte der König,
schlang seine Arme um mich
und nahm mich zur Frau.
Das Reich regieren wir nun gemeinsam
gerecht und gut.
Wir regieren in Liebe,
im Finden der Liebe,
im Wachsen der Liebe.
Frieden und Eintracht sind unsere Kinder.
Zuversicht und Freude unsere Enkel.
Unser liebender Blick füreinander
lässt den Regenbogen erstrahlen.
Herz und Hände
Deine Hände legst du mir aufs Haupt
und sprichst den Segen.
Deine Liebe lässt du strömen,
Heilung erbittest du für mich.
Deine Hände legst du um mich,
umfängst mich mit heilsamer Zärtlichkeit.
Weit öffnest du dein Herz für mich,
lässt mich in dir wohnen
und bewohnst meine ganze Burg.
Du erfüllst sie mit Licht und Wärme.
Deine Arme breitest du aus zum Gebet.
Du öffnest dich für Gott
und öffnest dich damit für die Menschen.
Ein Zelt bist du geworden für mich und für andere.
Und Gott selbst ist das Zelt für dich,
für unsere Liebe.
Wieder in Wien
Der Kuss
Du schaust mich an, dann schließt du die Augen.
Näher kommst du mir,
sanft, ganz zart, umfängst du mich.
Hingegeben, voll Vertrauen küsst du mich
und findest dich in diesem Kuss.
Es ist der Seelenbrunnen, dieser Kuss,
es ist das „Sesam öffne dich“.
Fenster öffnen sich und Türen.
Luft und Licht dringt in deine Räume.
Der Kuss wird zum Senfkorn in dir.
Was daraus wächst, gibt Schatten in der Mittagshitze,
gibt Wohnung für die Vögel.
Das Reich Gottes hat mir dein Kuss beschert,
der meine Schatten in Licht verwandelt.
In deinen Armen, kostbarer Freund,
weiß ich, wer ich bin.
In deiner Nähe wächst für mich Gottes Reich.
Es strahlt aus und tröstet mich, tröstet dich
und alle, die das Strahlen spüren.
Dich liebe ich
Für deine sanfte Aufmerksamkeit
liebe ich dich,
für deine vertrauende Ehrlichkeit.
Für deinen Mut,
über alle Hürden zu springen,
um mir zu begegnen,
liebe ich dich,
für den noch größeren Mut,
die Hürden wieder aufzustellen.
Kein Sturm soll dein Haus zerstören,
kein Liebesfeuer es zu Asche verbrennen!
Des Geistes Brausen bringt frischen Wind in deine Räume.
Knisterndes Kaminfeuer schafft Wärme und gibt Licht.
Hinter den Hürden steht vielleicht dein Haus,
vielleicht umrahmt von Felsen.
Vielleicht aber sind die Hürden nur die Buchsbaumhecken deines Gartens,
einladend, Platz zu nehmen bei den Rosen,
bei dir in der Laube.
Es ist sehr gut
Mein schöner Schatz, mein kostbarer Freund!
Deine Blicke rufen mich,
dein Lächeln überschüttet mich mit Lob.
Darum, meine allerbeste Süßigkeit,
mein Wein der Freude, meine Lust,
meine lebendige Liebe hier,
darum will ich dir Gutes tun,
will dich kosen, küssen,
mit allem Guten erfüllen.
Lass dich fallen, lass dich beschenken!
Nimm entgegen, was unsere Liebe auftischt!
Und wisse, dass ich hungrig bin nach dir,
dass mich nach dir dürstet.
Deine Worte sind mein Brot,
deine Liebe ist mir Luft zum Atmen.
Sei mir die Lebensfreude,
die du selbst geweckt hast,
und sei nicht bang,
Gott sieht, dass es sehr gut ist.
Tanz mit mir!
Tanz mit mir, vertrauter Freund!
Lass die Sinne tanzen!
Unsere Knospen springen auf,
es entladen sich alle Sporen unserer Körperwelt.
Eine blühende Wiese sind wir,
ein sprießender Wald.
Ich bin die Nacht,
die dein prächtiges Feuerwerk erstrahlen lässt.
Du bist die Sonne,
die meine Ähren reifen lässt.
Tanz mit mir, schöner Freund!
Lass deine Finger wandern,
lass sie mein Land erkunden.
Es öffnen sich dir geheimnisvolle Höhlen,
gefüllt mit funkelnden Edelsteinen.
Erfreut erklimme ich den Gipfel deiner Männlichkeit
und erlebe das Jauchzen aller Höhen,
das Jubeln aller Täler.
Tanz mit mir, edler Vertrauter!
Lass unsere Seelen eine Einheit sein.
Lass es zu, dass unsere Erfahrungsschätze
ein großes Reich ergeben.
Gemeinsam wächst Wissen
und wird tiefes, ewiges Schauen.
Gemeinsam sind wir eins,
zwei Hälften, die zueinander strebten,
zwei Hälften die sich fanden,
in höchstem Glück
Braver Bub
Braver Bub, lieber Bub.
Jetzt hat der strenge Vater gesprochen.
Und schon parierst du, stehst im Eck,
entschuldigst dich dafür,
Freiheit gerochen zu haben.
Lieber Bub, ängstlicher Bub.
Wiesen und Wälder wolltest du durchstreifen.
Des Vaters Rute jedoch hat dich wieder heimgeholt
in die engen Kammern.
Armer Bub, verlorenes Kind.
So wirst du die Höhen niemals singen hören,
wie sehr du auch auf Bergen wandern magst.
Taub bleiben deine Ohren für den Jubel,
stumm dein Mund für das Jauchzen.
Eingesperrt sind alle deine Sinne.
Dein Vater aber ist zufrieden.
Was bleibt
Ich höre das Lied, das deine Stimmung deutlich macht – und meine.
Am Tisch liegt deine Seife, dein Duft,
eine Liste mit den Daten unserer sanften Annäherung.
Es bleiben deine lieben Worte,
deine Botschaften voll Vertrauen und Sehnsucht.
Und es bleibt dein wunderbarer, unvergesslicher Kuss,
deine Zärtlichkeit.
Es bleibt die Trauer darum, dich so schwach zu sehen,
so klein und ängstlich.
Der Hahn wird nicht dreimal krähen.
Du glaubst, deiner Bestimmung treu zu sein.
Was für eine Mumientreue!
Es bleibt mir das Zitat eines unbedachten Mannes,
der tatsächlich glaubt, Leere und Einsamkeit
sei Dienst am liebenden Lebensspender.
Es bleibt mir der fahle Geschmack,
im falschen Verein zu sein,
umgeben von Untoten.
Jedes Märchen, jede kleine Geschichte aus meiner Feder
birgt mehr Leben, als deine kindlich süßen Schwüre,
die zu Staub zerfallen, sobald dich die Sonne berührt.
Armer Freund,
Mitleid ist es, was mir von dir bleibt,
Erinnerung an zärtliche Momente
und Mitleid.
Purzelchen
Ich kannte einen, der hieß Andalobo.
Lieb war er und freundlich.
Seine Augen und sein reines Herz sahen
alle meine guten Seiten.
Er war voll Freude über mich
und heilte manche meiner alten Wunden.
„Was für ein schönes Du!“ dachte ich
und blickte gern in seine Seele, seine Kammern,
seinen kalten Keller.
„Ich liebe dich!“, sagte er
und meinte es aus ganzem Herzen.
„Ich liebe dich!“, sagte ich und wusste,
dass Ewigkeit aus unseren Worten sprach.
Schöner war die Welt, da wir zueinander fanden!
Die Trennung brachte süßen Sehnsuchtsschmerz
und eine neue Art der Nähe – Nähe im Geist.
Worte wie von Engelszungen sandte Andalobo mir.
Alles wurde leichter durch das Bekenntnis seiner Treue.
Dann, wie ein einzelner Blitz aus heiterem Himmel,
traf mich seine Abkehr von mir.
Losgelöst, ganz ohne Austausch,
als gäbe es mich nicht, wollte er von nun an leben
und hielt diesen Irrsinn für keusch,
vielleicht sogar für gut im Sinne seines Hauses,
seiner Gesinnung.
Was mich verletzte, hielt er für gut.
Mitten am Tag verfinsterte sich mein Himmel.
Und als es wieder heller wurde,
war es nur noch Dämmerung, bleibende Dämmerung.
Dann sah ich meinen Andalobo,
den großen Edlen, aus der Ferne
und war erstaunt.
Ich sah sein wahres Wesen,
das eines Kindes, lieb und ungelenk.
„Purzelchen!“ sagte ich lächelnd,
„wie bist du so verwandelt!“
Er aber schaute mich mit großen Augen an,
erschrocken, ängstlich, ratlos, stumm.
Leb wohl, mein liebes Purzelchen!
Ich bin dir nicht mehr gram.
Dies war das Ende der Regierungszeit, das Ende eines schönen Traums. Der König ist in Stein gehauen, thront nun mit Seinesgleichen in der festlichen Halle. Alles geht wieder seinen Gang der Normen und der Sitten.
Freiheit aber lebt nach wie vor verborgen in den Wäldern, dort beim Waldsee, dort bei meinem Nöck, bei meinen Elfen…
Ein vertrauter Traum in meinem Leben,
ein Traum mit neuen Geschichten.
Lebt wohl, ihr Steinkönige, ihr Prinzen aus Stein!
Lebt wohl, ihr festlichen Hallen!
Die schönste aller Kathedralen wartet erneut auf mich:
der Wald.
Volksversammlung
Soll ich es verstehen wollen,
oder soll ich mich abwenden
von diesem Netzwerk der Nager?
Sind es Borkenkäfer oder Bienen,
was da knistert im Gehölz,
was da summt und brummt?
Bestäubung und blühende, fruchtbare Bäume,
oder kranke Bäume, bewohnt von emsig knabbernden Käfern,
die Wachstum verhindern,
die sich von der Lebenskraft des Baumes ernähren -
was ist es, das Netzwerk, in dem ich mich bewege?
Mal bin ich getragen, mal gefangen darin.
Mal gibt es feiern und lachen,
mal erlebe ich Enge, feucht-düstere Kellerstimmung.
Begegnung hier ist wie ein Schaufensterbummel,
alles hinter Glas.
Ein Museumsbesuch mit Liedern scheinen mir die Feiern.
Argwöhnisches Beäugen,
wenn jemand anders ist, als vorgesehen.
Hackordnung im Hühnervolk,
sobald ein Huhn nicht konform geht.
Was für ein Verein!
Ich frage mich, was ich da soll.
Als Gott mich rief vom Regenbogen her,
glaubte ich an Freude hier.
Und immer höre ich hier Worte wie
'Liebe', 'Geborgenheit' und 'Zukunft in Frieden'.
Ich höre es und will es finden hier.
In der Zeit blättere ich
und finde Menschen im Feuer,
Menschen finde ich voll Angst und Not,
weil der große Vater böse dreinblickt.
Menschen finde ich, gefesselt von verdrängten Gefühlen,
die entladen werden mitunter an Kleinen, Wehrlosen.
Vor der Auslage stehe ich
und erblicke goldene Becher, goldene Teller,
weißes Brot, Wasser und Wein.
Ich rieche Weihrauch und finde das hübsch.
Da höre ich ein Wort aus der Erinnerung:
„Ich bin nicht die Inquisition“,
sagte ein Lieber scherzhaft.
Und er war es doch
und war deren Opfer.
„Na gut“, sage ich und wende mich ab
von diesem Schauspiel hinter Glas
und gehe wieder meiner Wege
ohne Netz, ohne Versammlung,
ohne goldene Becher.
Ich wandere an Wiesen entlang,
gehe in den Wald hinein und bleibe dort
bei meinen Rehen, Vöglen,
bei den Elfen und bei meinem Nöck.
Wandern
„Willst du mit mir auf Bergen wandern? Das ist so schön!“,
fragte Andalobo. „Gerne!“, antwortete ich.
„Alles Schöne will ich mit dir teilen, so wird es schöner.
Alles Schwere will ich mit dir teilen, so wird es leichter.“
Wir wanderten und es war schön, doch schwer für mich.
Die steilen Pfade waren mir fremd.
Oft war Andalobo weit vor mir, oft außer Sicht.
Wenn ich ihn wiedersah, war mir wohler.
Dann beschloss er plötzlich, allein zu klettern.
Er besprach sich nicht mit mir und fragte nicht.
Erst als er schon weit oben war, rief er:
„Jetzt gehe ich doch lieber allein. Adieu!“
Da stand ich nun, mitten am Berg,
verlassen, zutiefst gekränkt.
Wie kann jemand von sich sagen, ein Freund zu sein,
wenn er den Alleingang nicht mit mir bespricht,
nicht tröstend von mir Abschied nimmt,
mich nicht mal fragt, wie ich nun weiter wandern kann?
Wem kann ich noch vertrauen?
Meinem Nöck im Wald,
ich glaub, das ist der einzige.
Und er ist immer lieb zu mir.
Der Heilige Geist
Der Heilige Geist erschien mir.
Als kleiner Bub getarnt bezauberte er mich mit seinem Charme.
Im Wald spielten wir fröhlich, saßen vertraut beim See
und waren glücklich miteinander.
Laut lachten wir und tollten herum im Haus.
Ich mochte ihn, nannte ihn Purzelchen,
wollte immer mit ihm verbunden sein.
Schelmisch rief er: „Jetzt spielen wir verstecken!“
„Ich will das nicht!“, entgegnete ich.
Da war er schon verschwunden
und saß kichernd irgendwo verborgen.
„Komm sofort hervor, sonst suche ich nicht länger!“,
rief ich verärgert.
Doch er blieb fern und ich ging weg,
ließ ihn allein, so wie er mich.
Wie ich ihn aber kenne,
wird er bald wieder bei mir sein,
in neuer Form,
auf neuen Wegen,
in neuen Welten.
Traum im Traum
Der Einsame träumte, dass er im Traum die Liebe fand,
eine Frau, die ihm entsprach, die ihn verstand
und die ihn liebte, bedingungslos.
Im Traum des Träumenden waren sie zusammen,
waren zärtlich zueinander, waren unsagbar glücklich
und schworen, einander nie wieder zu verlassen.
Im Traum sah der Einsame, dass er als Träumender erwachte
und sofort wusste, dass alles nur ein Trugbild gewesen war.
So ging er, noch im Traum, seiner Wege, einsam wie bisher.
Von diesem Traum erwachte der Mann.
Es schauderte ihn, da er nun sah,
wie leer und kalt sein Leben war,
wie wenig Aussicht er auf Liebe und Begegnung hatte,
wenn es des doppelten Traumbildes bedurfte,
um Liebe zu spüren.
Das machte ihn so hoffnungslos,
dass sich nicht einmal mehr Tränen aus seinen Augen lösten,
um ihm ein wenig Erleichterung zu ermöglichen
.
Eiskaltes Schweigen
Es steht einer hinter der Glastür
und schaut hinaus in die Kälte.
Eine Frau, die er einst liebte,
ruft und klagt und fleht:
„Sprich mit mir!“
Der Mann steht da und rührt sich nicht.
Es steht einer hinter der Glastür
und schaut hinein in seine Kälte.
Sein Kindheits-Ich hockt da im feuchten Keller
und weint leise vor sich hin.
Der Mann steht und rührt sich nicht.
Es steht einer hinter der Glastür
und schaut auf die Liste der Normen.
Wie gut er sich fühlt und treu,
da er sie alle erfüllt.
Eis
Du tust mir weh mit deinem Schweigen.
Dein Treuebruch ist grausam, unbarmherzig.
Fremdbestimmt bist du und feige.
Nichts kann ich diesem Gott der Normen abgewinnen.
Dumm ist er, dumm seine Verfechter.
Kalt ist das Wehen dieses Geistes,
zu Eis gefriert das Herz seines Dieners.
Was kann den Liebenden dazu bringen, tatenlos abzuwarten,
bis die Kräfte der Geliebten erlahmen
und sie nicht mehr an seine Türen pocht?
Was kann den Mann, der nur das Beste für die Geliebte wollte,
dazu bringen, gegebene Versprechen mit einer Geste wegzuwerfen?
Es ist die Eisschicht um ihn herum,
die sein Gewand ist von Kindheit an.
Mit der Kälte ist er vertraut.
Die Kammer der Liebe in seinem Herzen,
die wärmt und aufbaut,
war ihm nicht bekannt gewesen.
Ich hatte sie betreten und bewohnt.
So schön war das!
Nun bin ich weit weg von dort,
so ist der Liebe wieder eisumhüllt.
Zwei Welten in einem Menschen.
Wie lautet das Motto?
„Lieber das bekannte Unglück leben,
als das unbekannte Glück.“
Deine Seife
Abwenden will ich mich von der Kränkung,
meiden will ich Schmerz.
Was verletzt, was traurig stimmt,
will ich vergessen, von mir weisen,
wie schön es zunächst auch schien.
Liebe beginnt immer schön,
doch wenn sie in Enttäuschung mündet,
wenn man von ihr abgeschnitten wird,
ohne die Möglichkeit, sie doch zu retten,
muss man sich schützen,
das Falsche als falsch benennen
und schnell vergessen,
wie gut einst alles war.
Dann erst scheint Aufbruch möglich
zu neuen Ufern.
Ich wollte es so halten angesichts deiner Abkehr,
so unerwartet, unerbittlich,
dummer, armer Mann!
Doch deine Seife lag noch da, dein Duft.
Ich roch daran und musste lächeln,
konnte nicht anders,
musste in Liebe an dich denken.
Alle deine Zärtlichkeiten, deine lieben Worte,
deine Blicke sind in diesem Duft.
So bleibst du doch mein Schatz im Herzen,
bleibst mir die süßeste Erinnerung.
Augenblick, verweile
Leer ist die Flasche unseres Abschiedsweins,
vertrocknet ist die Rose deiner Zuwendung.
Weit weg bist du,
viel weiter, als alle Kilometer, die uns trennen.
Verstummt sind deine lieben Worte,
langsam verblasst die Erinnerung an deinen sanften Blick.
Deine Stimme klingt noch in mir nach, deine Art zu sprechen.
Ba ba, tschüss, lebe wohl,
sagt mein Verstand.
Mein Herz aber lässt mich den Rest Seife nehmen,
deinen Duft.
Und sofort ist alles wieder da,
sofort bin ich wieder in der Zauberwelt unserer Liebe.
Eine Zeitreise, Stillstand der Zeit
ist diese Seife.
Im bleibenden Jetzt
erfreue ich mich deiner reinen Seele.
„Augenblick, verweile, du bist so schön!“
Seifenblasen
Schillernd, wunderschön, geheimnisvoll und edel,
so schwebt die Seifenblase vor mir her.
Sie verzaubert mich, bringt mich zum Staunen.
Dann wird sie etwas dünner, verliert an Farbe
und plötzlich ist sie verschwunden.
Unerwartet, wunderschön, geheimnistief und edel,
so begegnetest du mir.
Du verzaubertest mich mehr, als ich es je erträumte.
Doch dann kamen Zweifel bei dir auf.
Ich trug sie mit, wollte dir beistehen,
mich an deine Regeln halten.
Ich und Regeln – welch ein Wunder!
Und plötzlich war unser Kontakt verschwunden,
abgeschnitten, einfach so, als hätte ich dir nie gesagt,
wie sehr ich deine Freundschaft brauche.
Als hättest du mir nie gesagt,
dass du mich niemals kränken wollest,
dass du immer alles mit mir besprechen wollest.
Seifenblasenfreund, du schillernder, du schöner,
so dünn ist dein Versprechen,
so kurzlebig deine Liebe.
Ich höre dich von Liebe sprechen,
von der ewigen.
Ich höre dich von Treue sprechen,
dem Ewigen.
Wie dünn sind diese Worte!
Und sie schillern nicht einmal.
Das Eigentliche
Ich regte mich so auf bei Gott,
schimpfte, haderte, fand alles unnütz,
alle meine Liebesschwüre, alle Liebeszeichen des Geliebten.
Verraten war die Liebe, umsonst alle Träume, alle Hoffnungen.
Wozu das Ganze?!
Wozu die Mühe?!
Wofür das dauernde Gerede von Liebe, Treue, Zuversicht?!
Gott hörte sich das alles an, verstand mich, lächelte tröstend.
Doch in mir wuchs der Verdacht,
dass er meine übergroße Wut nicht allzu ernst nahm.
Mir schien sogar, dass er etwas wusste, was er mir vorenthielt.
„Es hat keinen Sinn zu lieben,
alle Sehnsucht ist für die Katz!
Vertrauen ist der Irrtum, ist das Irrlicht dieser Welt!“,
warf ich ihm vor, dem Ewigen.
„Zu lieben ist es, worauf es ankommt.
Was daraus konkret entsteht, ist nicht so wichtig.
Doch wer wahrhaft aus tiefster Seele liebt,
und sei es auch nur in Gedanken,
der erlöst die Welt mit mir,
der gibt der Welt das Leben mit mir,
der führt alles hin zur Einheit mit mir.
Wer wahrhaft liebt, handelt als Sonnenkind
und kann nicht anders.
Viel größer ist diese verborgene Wirkung,
als gesprochene Bekenntnisse.
Die größte Strahlkraft ist die Liebe.
Sie ist Luft, Wasser, Brot für diese Welt.
So sprach Gott und hatte wieder mal gewonnen.
Doch ein Bekenntnis von dem einen,
der es mir schuldet, wie mir scheint,
wäre mir trotzdem recht.
Segensnähe
Wie bist du mir lieb und teuer!
Und wie bist du so weit weg.
Wie bist du sanft und zärtlich!
Und wie bist du so weit weg.
Wie sind deine Worte Balsam und Heilung!
Und wie bist du so weit weg.
Wie ist dein Segenswunsch Wahrheit für mich!
Und damit bleibst du mir nah.
Weg will ich!
Ich weiß, du wolltest mir nicht weh tun
und hast es doch getan.
Ich weiß, du wolltest mein Freund sein
und bist es nicht geblieben.
Ich weiß, du glaubst, gehorsam sein zu müssen
und wirfst dafür die Liebe weg,
das Überraschungsgeschenk Gottes an uns.
Was ist Liebe?
Wer sagt es uns?
Leise klopft mein Herz an
und meint, es wüsste Antwort:
Liebe ist, was bleibend froh macht.
Liebe ist, was andere mitbeglückt.
Liebe ist, was gar nicht anders kann,
als allen zu verzeihen, allen Gutes zu tun
aus übergroßem Glück.
So spricht mein Herz.
Was kann daran falsch sein?
Wie kann Liebe hinderlich sein
im Gehorsam, in der Gottesfurcht?
Da gibt es eine Einheit, die nur von Liebe spricht,
Liebe in allen Lebenslagen, außer in der körperlichen.
Es geht um Liebe für die Armen, Kranken, Kinder,
ja, sogar für die Feinde.
Die davon sprechen, es verkünden, sehen es als gut an,
Gottes Geschenk der Freundschaft,
Gottes Geschenk der Zärtlichkeit wegzuwerfen,
um weiterhin einsam seinen Weg zu gehen.
Wer das versteht, muss wahrhaft klug sein,
oder eben nicht.
Ich werde das nie verstehen,
will es nie verstehen,
will einfach nicht mehr daran denken,
will das Haus der leeren Worte meiden.
Ich will fliehen von all dem.
Herz, was hältst du mich zurück, was flüsterst du?
Du sagst: „Lobe Gott für alles, was er dir Gutes getan hat.
Lobe Gott in diesem Haus.“
Ach Herz, wer wird wohl Sieger sein?
Du, oder mein Wille,
der nur noch weg will, weg! Weg! Weg!
ALL-EIN
Alles Alte nimmt gerade Abschied,
alles geht gerade weg von mir.
Es verlassen mich die Schuhe meiner Jugendwege.
Der große, geheimnisvolle Zauberer
lässt mich auch allein zurück.
Ins Reich des Lichts ist er gegangen.
Der Baumeister-Kobold ist kein Kobold mehr.
Ein stiller Baum ist er geworden mit kranken Ästen.
Meine schöne, tiefe Liebe, der Wassermann,
glaubt nicht an das Kleinod in der Lotusblüte.
Dort aber warte ich auf ihn – vergeblich.
Mein Gemahl, der König, nimmt mir die Krone ab.
Er will wieder allein regieren.
Da stehe ich allein, ALL-EIN.
Als Nonne stehe ich,
die Hände sind gefaltet,
die Augen sind geschlossen.
Ich schaue tief in mich hinein,
schaue auf die Quelle dieses guten Lichts,
das aus mir strömt.
Die Hände sind gefaltet,
die Augen sind geschlossen.
Ich schaue tief in mich hinein,
schaue auf die Quelle der wahren Liebe.