Dich finden
Ich ruhe tief in mir
und finde dich.
Du begegnest ganz
und findest dich.
Wie trockenes Land trinken wir die Tropfen
des Einsseins in der Zweisamkeit.
Wie aufblühende Knospen
entfalten wir das Ich-Sein
im Du.
Ich ruhe tief in dir
und finde mich.
Du begegnest mir
in dir.
* * * * * * *
Angekommen?
Was war das für eine reiche Welt!
Ich traf Prinzen, war selbst Königin.
Ich rettete die Armen
und fand die Liebe meines Lebens.
Diese Liebe,
sie war immer da.
Sie war immer treu
und immer nur an meiner Seite.
Die raue Welt war mir egal,
denn in dem Reich der Fantasie
bestimmte ich das Schicksal.
Doch nun –
welch nüchternes Erwachen! –
bin ich gelandet in der Wirklichkeit.
Da ist ein Mann aus Fleisch und Blut,
kein Prinz.
Und ich bin keine Königin.
Er zwingt mich
Schritt für Schritt zu gehen,
so irdisch, so konkret.
Er ist ein Mensch
und keine Fantasie,
kein Traum.
Durch sein Lächeln
zwingt er mich in der Welt zu sein.
Er ist da,
darum bin ich es auch,
mit jedem Tag
ein bisschen mehr.
* * * * * * *
Gipfelstürmer
Nicht den Gipfel stürme ich,
ich lebe täglich dort.
Nicht die Höhle erforsche ich,
ich lebe täglich in ihr.
Nicht das Ziel der Erkenntnis leitet mich zu lernen,
das Lernen selbst ist tägliche Erfüllung.
Wenn ich die Augen öffne
und das Herz,
bin ich Gipfelstürmerin,
bin Entdeckerin tiefster Höhlengeheimnisse,
bin weise.
WENN
ich die Augen öffne
und das Herz.
* * * * * * *
GRÜN
Im Grünen werde ich dich lieben,
mein Schatz.
Das Grün ist überall.
Es ist so frisch,
es ist so schön,
das Grün der Blätter und der Wiesen.
Es tut dir gut, das Grün
und meine Liebe macht dich fliegen
vor Lust
und Freiheit von dieser Welt.
Grün verdeckt die braune Erde,
in der wir uns vereinen.
Ich liebe dich,
umfange dich und streichle dich.
Gib dich nur hin,
vergiss die Zeit,
vergiss das Gestern und das Morgen.
Ich schenke dir das Jetzt.
Dein Freund bin ich
und dein Geliebter.
Ich wiege dich still hin und her.
Ich warte auf dich mit Geduld
und bin doch immer da.
Mit jedem Schritt, den du hier tust,
komm ich dir näher.
Tod ist mein Name
und es klingt sanft in deinen Ohren.
* * * * * * *
Du schenkst mir Blumen,
lieber Freund,
Chrysanthemen, Gerbera.
Behutsam legst du sie auf das feuchte Gras.
Wie bunt, wie hübsch das aussieht!
Du schenkst mir ein Gedenken,
lieber Freund
und glaubst mich fern und stumm
und unerreichbar.
Du schenkst mir eine Träne,
lieber Freund,
statt dem Lachen,
das wir gemeinsam versäumt, vergessen hatten,
damals,
als mein Lachen noch hörbar war und sichtbar.
* * * * * * *
Eine Lilie in der Hand
schwebe ich dir entgegen.
Ich lächle still.
Du starrst mich an,
entsetzt, erstaunt
und kommst mir einen Schritt entgegen.
Mit offenen Armen schaust du mich an,
erwartungsvoll und hoffend.
Du willst mich spüren, halten, an dich drücken.
Doch deine Hand,
sie greift ins Leere.
Zu Boden fällt die Lilie.
Du hebst sie auf,
atmest den Duft tief ein.
Ich lächle still.
Und du spürst mein Lächeln.
* * * * * * *
Mächtiges Zeichen
Mächtig können Worte sein,
heilend und zerstörend.
Deine Worte, sie sind sanft,
so sanft wie zarte Reben,
Apfelblüten,
Keimlinge und
leiser Sommerregen.
Pralle Trauben duften,
es reift die Frucht.
Nahrung wächst im Sonnenlicht.
Und jeder weiß,
dass nur der sanfte Regen
all dies mit bewirkt.
So sind deine Worte, Lieber.
Schau hin, denn da ist noch ein Zeichen,
so klein und unscheinbar,
und doch ist es der erste Stein,
der einen ganzen Berg
ins Wanken bringen kann.
Es ist das unscheinbare Rieseln
aus den Ritzen,
das Burgen zu Fall bringt,
Wälle vertrocknen lässt,
Mauern berstet
und Grenzen wegwischt.
Dein leichtes Nicken ist es,
dein ernstes Nicken,
so still und so bescheiden.
Dein ganzes Sein sagt ja
mit dieser Geste.
Das Universum hält kurz inne
und horcht auf,
wenn du den Kopf senkst
und dich damit preis gibst
in deiner Macht
der Wahrhaftigkeit.
* * * * * * *
So ist es geschenkt
Scheue Blicke, kurzes Lächeln,
leises Staunen über den anderen.
Hoffen auf ein Wiedersehen,
große Freude über jeden Gruß,
über jeden kurzen Satz,
den man miteinander tauscht.
So ist es geschenkt.
Treffen voll Vertrauen,
Gespräche voller Offenheit
und ungeahnte Tiefen
des jeweils anderen.
Augenblicke erkennender Nähe,
kleine Berührungen wie nebenbei,
die Glut erzeugen;
körperliche Nähe
könnte zu loderndem Feuer werden.
So ist es geschenkt.
Erste Umarmung, behutsam
und doch bebend vor gezügelter Lust.
Schüchternes Streicheln über den Rücken,
kleine sanfte Küsse auf die Wangen.
Langer Blick, der alles sagt.
Und dann doch der Abschied
für dieses Mal.
So ist es geschenkt.
Schreiben;
bekennend, deutlich, sehnend.
Baldiges Wiedersehen –
Zweifel.
Soll man diese Schritte weitergehen?
Die Antwort kommt von ganz allein
in kleinen Zärtlichkeiten
und
dem ersten Kuss!
Nun gibt es kein Halten mehr.
Als Sturm weht die Leidenschaft
letzte Zweifel weg,
um heiße Wonne,
erfrischende Glückseligkeit
stattdessen darzubringen.
So ist es geschenkt.
Vereinigung als bleibendes Bekenntnis,
gelebte Lust als Heil bringender Ritus
sind nun auch
Inhalte der Freundschaft,
der Liebe.
Freude, die daraus erblüht,
Zuversicht, die daraus erwächst,
Kraft, die daraus aufsteigt
und ausstrahlt in die ganze Welt,
in den Alltag,
in jede Begegnung.
Strahlkraft!
Licht für jeden neuen Tag.
So ist es geschenkt.
* * * * * * *
Kann es Ersatz geben
für ersehnte Zärtlichkeit
des Einen?
Kann es Ersatz geben
für die Sehnsucht
nach seiner Stimme,
seinem Blick?
Kann es Ersatz geben
für das Bekenntnis seiner Liebe
und für mein Bekenntnis dann an ihn?
Es gibt keinen Ersatz,
doch ich kann die Welt betrachten,
mit zärtlichen Augen,
so, als streichelte ich
seine Wangen, seine Haut.
Es gibt keinen Ersatz,
doch ich kann
die Kraft der Sehnsucht nutzen,
um Trost zu spenden,
Zeit und Aufmerksamkeit,
dort, wo es Not tut.
Es gibt keinen Ersatz,
doch ich kann bekennen,
dass ich liebe,
indem ich dieses Leben achte,
mich an jedem Augenblick erfreue
und jedes Leben achte
auf dieser Welt.
So achte ich das seine,
das Leben dessen,
der mich wahrhaft
lieben lehrt.
DER GOLDSCHATZ
(ad Nibelungengold)
Die Wellen verdecken
den Schatz, den unermesslichen.
Tief unten liegt er versteckt,
der Schatz, der sagenhafte.
Der ganze Fluss wirkt reich,
weil er da irgendwo verborgen liegt,
der Schatz, der kostbare.
Er macht reich
und verleiht magische Kräfte,
der Schatz, der geheimnisvolle.
Nöck will ich küssen, den Wassergeist,
um ihn zu finden,
den Schatz.
In die Wellen will ich mich stürzen,
mit den Nixen schwimmen,
um ihn funkeln zu sehen,
den Schatz, den schönen.
Nun habe ich ihn gehoben,
den Schatz, den ewigen
und nenne ihn mein Eigen.
Reicher ist er als Gold,
sagenhafter als Geschichte und Zeit.
Er ist kostbarer als Geschmeide kistenweise.
Geheimnisvoller ist er als Inschriften in Gräbern
und Zeichen in Stein gemeißelt.
Nöck zeigte mir den Weg,
die Nixen lachten mit mir
und öffneten meinen Geist,
damit ich ihn finden konnte,
den Schatz, der glücklich macht,
der magisch wirkt und Reichtum sichert.
Ich habe ihn entdeckt,
den Schatz für mich
als Kuss auf deine Wangen,
als tiefer Blick aus deinen Augen,
als dein Wort der Liebe,
als innige Umarmung,
als bleibendes Bekenntnis
von dir zu mir,
von mir zu dir.
* * * * * * *