Re-ligio
Ich suchte die Liebe
und fand so viel Gutes auf diesem Weg.
Ich fand Tiefe und Schmerz,
Freude und Lust.
Reich war der Weg,
reich die Erkenntnis,
doch die Liebe
fand ich nur Stückchen weise.
Ich suchte die Liebe,
das Du für mich,
das Du meiner Träume,
das Du als mein Spiegel,
das Du, welches mich ganz macht,
das Du des Entzückens.
Ich fand es nicht in der Schönheit
und nicht im Sturm der Lust.
Ich fand es nicht in der Sicherheit
und nicht in der Klugheit,
noch im Wissen.
Die Liebe fand ich beim Glockenton.
Sie lachte mir zu, die Liebe.
Sie lachte aus kindlichen Augen
und lachte so unbeschwert.
Sie suchte nach nichts
und war einfach,
war Teil dieses Klanges,
Teil dieser Freude,
Teil meines Staunens.
Zwei Augenpaare trafen sich
für einen Augenblick
beim Klang dieser Glocke,
bei Freude und Unschuld.
Dieser Blick war die Brücke,
die mir zur Liebe wurde,
die ein Regenbogen wurde,
der Himmel und Erde
ver-bindet.
* * * * * * *
Du bist wie Kristall, so klar,
wie kühles Wasser von der Quelle.
Du bist wie der frühe Morgen,
frisch und voll Erwartung.
Du bist wie der Regenbogen,
wunderschön und groß
und doch ein Hauch,
ein Himmelszeichen.
Du bist wie die Meeresbrise;
kühlend,
mit dem Geschmack
nach Weite und nach Tiefe.
Du bist das Lächeln,
die Entspannung.
Du bist die Freude
und die Hoffnung.
Du bist,
was ich ersehne.
* * * * * * *
Ewigkeit zeigt sich im Flügelschlag der Libelle,
in ihrem Schillern,
der Sonne ergeben, dem Flug und der Lust.
Ewigkeit eröffnet ihre Tiefe
im Lächeln des Mannes,
wenn er seinen Enkel emporhebt
und in die leuchtenden Augen des Kindes blickt.
Ewigkeit begegnet uns täglich neu,
wenn wir ins Freie treten,
frische Luft einatmen,
Schritt für Schritt voranschreiten,
bewusst,
selbst - bewusst.
Ewigkeit öffnet ihre Tore,
wenn ein Kind lacht,
ein Hund gestreichelt wird,
die Katze schnurrend neben dem Menschen sitzt.
Ewigkeit atmet die alte Frau,
die glücklich auf Blumenbeete blickt,
das Kind, das stolz dem Vater
von seinen Leistungen spricht.
Ewigkeit strahlt uns entgegen,
durch feuchte Augen,
wenn Versöhnung erfahren wird,
wenn Trost sanft streichelt,
wenn Hoffnung das kleine Lied summt
und besänftigt.
Ewigkeit pulsiert in jedem ehrlichen Blick,
in jedem freundlichen Händedruck,
in jedem Kuss der Liebe.
* * * * * * *
Wenn du auf dem Weg bist
und er ist schwer,
dann hilft das Elixier der Leichtigkeit.
Du nimmst zwei Schluck oder drei
und schon wird dein Weg leichter.
Und plötzlich ist da dieses Tor,
bedrohlich, düster und beängstigend.
Du nimmst noch ein, zwei Schluck
von dem Elixier der Leichtigkeit
und - hops! – besiegst du alle Schatten.
Dann fühlst du dich so leicht,
schwebst durch den Raum
und lachst und findest alles witzig.
Gespenster gibt es nicht
und auch keine Dämonen.
Doch es gibt Übelkeit
und irdische Schwere.
Trinke lieber nicht mehr
so viel Wein
in so kurzer Zeit!
* * * * * * *
Oase
Ich suche die Oase,
suche Wasser, Gras und Bäume.
Doch da sind nur Steine, Sand und Trockenheit.
Ich suche Schatten, Ruhe, Trost
und finde Hitze, Eile, Traurigkeit.
Im Traum, in den Gedanken
trinke ich aus kühlen Quellen,
ruhe aus auf sattem Grün
und lass mich streicheln
vom sanften Wind,
der in den Blättern
eines mächtigen Baumes spielt,
in dessen Schatten ich verweile.
Im Traum, in den Gedanken
gibt es etwas,
das mich Mühsal und Trauer
vergessen lässt –
und sei es nur für kurze Zeit –
etwas Köstliches und Schönes.
Ich sehe es
und kann wieder lächeln.
Ich höre es
und werde wieder offen
für gute Worte.
Ich spüre es und weiß:
Glück ist!
Du bist es,
diese Gabe,
dieser Balsam,
dieses Wort des Heils.
Du bist es.
Dein Sein ist mir Oase
in dieser Welt.
GEDACHTER TRAUM:
Es ist Sommer. Vögel zwitschern, die Wiese ist saftig grün. Viele bunte Blumen und verschiedene Grasarten bereichern diese Wiese. Schmetterlinge, Hummeln und Bienen, aber auch andere zarte Insekten tanzen darüber. Eine mächtige Buche steht am Rand der Wiese. Dahinter gelangt man in einen tiefen schattigen Wald mit alten Bäumen, allerlei Sträuchern und Moos bewachsenen geheimnisvollen Plätzen darin.
An einem riesigen Ast der Buche hängt ein großer Reifen als Schaukel. Mein Freund und ich sitzen darauf, einander gegenüber. Wir lachen und jauchzen beim Schaukeln und schauen uns in kindlicher Freude intensiv an. Bald schaukeln wir weniger wild. Wir rücken enger zusammen und schaukeln ganz sanft, eigentlich bewegen sich nur noch unsere aneinander geschmiegten Körper rhythmisch hin und her. Wir schauen uns noch immer ganz bewusst an, aber in ernstem Staunen und tiefem Erkennen. Nahe im Wald fliegt ein Habicht auf mit schrillem Schrei. Wir erschrecken wohlig und umarmen uns. Eine ganz neue Entspannung umfängt uns sanft und vereint uns.
Dann wandern wir Hand in Hand der Wiese entlang am Waldrand bis zu einem See. Lange schauen wir auf dieses türkis schimmernde Wasser und empfinden tiefen Frieden dabei. Schließlich gehen wir Schritt für Schritt weiter in den See hinein. Es ist ganz selbstverständlich. Immer tiefer und tiefer gehen wir in diese fremde faszinierende Welt. Nichts bedrängt uns, wir atmen und gehen wie an Land, nur dass statt der Schmetterlinge Fische stumm an uns vorüberziehen. Alles ist bunt, schön und sehr friedlich.
Wir haben ein bestimmtes Ziel, auf das wir – noch immer Hand in Hand – zusteuern. In einer kleinen Höhle, in die wir nur auf allen Vieren gelangen können, finden wir das Gesuchte: eine Handtellergroße weiß schimmernde Muschel. Wir freuen uns sehr darüber und nehmen sie gemeinsam vorsichtig in die Hand. Behutsam öffnet mein Freund die Muschel und wir erblicken voll staunender Ehrfurcht uns beide als Miniaturwesen schlafend und liebevoll aneinander gekuschelt darin. Das war es, was wir sehen wollten. Wir schließen die Muschel wieder und legen sie behutsam zurück an ihren Platz.
Dann gehen wir wieder Hand in Hand und freuen uns über diese geheimnisvolle Welt hier unten. Als wir aus dem Wasser steigen, erleben wir einen prächtigen Regenbogen, der sich über die ganze Landschaft spannt. Wir stehen und staunen und staunen. Es ist so schön!